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Indoeurop. -> German. -> Althochd. -> Mittelhochd. -> Hochd.
gh → g → g (bair. k)
ghab gablo gabala gabele Gabel

ghab

Das hochdeutsche Wort haben hatte in seiner ursprünglichen indoeuropäischen Form die Bedeutung von greifen, sich nehmen. Die Wurzel kap (fassen, packen) ist hier als verwandt zu sehen; seine Habe muss man sich zunächst nehmen. Es scheint ein großer Unterschied zwischen haben und der erweiterten (gemeingermanischen) Bedeutung geben zu existieren. Der Hintergrund ist wohl, dass ich etwas haben oder besitzen muss, um es geben zu können.
Auch der Habicht gehört zu diesem Wortnest – in dem Sinne, dass er Hühner fängt, diese also hebt.
Die positive Bedeutung von geben hat sicher erst später über fassen, greifen, reichen entwickelt.
Das Substantiv von geben war bis ins Mittelalter hinein Gift, was wohl aufgrund eines Liedes von Walther von der Vogelweide, in dem es um das böse Gift der Schlange (eigentlich Geschenk) ging, die Bedeutung einer Gabe so sehr ins Negative verschob, dass man diesen Begriff in Geschenk tauschte. Damit gehört Gift zu den sogenannten »Falschen Freunde« im Deutsch-Englischen (Geschenk – gift). Das Wort Mitgift als Brautbeigabe hat sich allerdings bis in die heutige Zeit erhalten.
Die Gabel war ursprünglich ein gegabelter Ast zum Essen oder auch zum Heben und Wenden in der Landwirtschaft. Die Gabelung beschreibt Abzweigungen allgemein – auch in der Straßenführung.
Der Habitus steht für das äußere Erscheinungsbild und das das Verhalten sowie individuelle Eigenschaften, abgeleitet vom kirchenlateinischen habitus, der Ordenstracht.
Die Erlangung einer Lehrberechtigung an einer Hochschule nennt man Habilitation (Lateinisch: habilitare – geschickt, fähig machen).
Hieven im Sinne von etwas hinaufziehen oder hochheben entstammt der Seemannssprache; seine Verwandtschaft zum Englischen ist deutlich.
Der Hafen als Anlege- und Entladeplatz für Schiffe hat seine Bezeichnung aus der Kombination von Heben und Haben. Das Kabel (Fangseil) diente als Schiffsseil oder Ankertau.
Das Heften bezieht sich auf das Befestigen oder Zusammenfügen. Bei zusammengefassten und gehefteten Blättern spricht man vom Heft. Auch den Blick kann man auf jemanden oder auf etwas heften. In der Haft wird ein Gefangener durch Fesseln oder Anbinden an einer möglichen Flucht gehindert.
Etwas, das gäng und gäbe ist, wird als üblich oder annehmbar angesehen. Gäbe lässt sich genauer mit »Was gegeben werden kann« übersetzen.
Eine Gabe kann zum einen die Bezeichnung für den für eine Über- oder Abgabe bestimmte Sache im Sinne eines »Geschenks« sein, aber auch für eine »Begabung« im Sinne bestimmter eigener Fähigkeiten und Talente.
Kapieren im Sinne von Begreifen, also Verstehen, ist ebenfalls als mit diesem Wortnest verwandt anzusehen. Es geht auf lateinisch capere (fassen, nehmen, ergreifen, aber auch begreifen, verstehen) zurück. Günstigenfalls folgt dieses Erfassen einem Konzept, also einem zumindest groben Plan oder Programm. Die Konzeption stellt sich hier etwas weitergehender dar in dem Sinne, dass die Zusammenstellung des Aufgenommenen und sein Ausdruck einer möglichst kreativen Idee folgt. Im schulischen oder universitären Bereich bedurfte es hierbei der Zergliederung in verschiedene Disziplinen, also in einzelne Wissenszweige oder Unterabteilungen. Später kam die Bedeutung von »Erziehung, Zucht und Ordnung« hinzu.
Die Kapazität definiert das Ausmaß dessen, was sich aufnehmen lässt. Ist dieses Aufzunehmende annehmbar, spricht man von akzeptabel.
Die Rezeption bezeichnet das Erfassen oder die Aufnahme zum Beispiel von zu beherbergenden Personen, aber auch allgemeiner von Kultur- und Gedankengut. Es kann auch für ein Textverständnis stehen. Das Rezept war ursprünglich eine schriftliche Anweisung seitens des Arztes an den Apotheker hinsichtlich der Zusammenstellung und Verabreichung von Medikamenten. Die übliche Einleitungsformel lautete Recipe (Nimm) und war Namensgeber für das heute noch als solches bekannte Rezept, allerdings auch für solche zum Backen und Kochen.
Das Partizip als eine von einem Verb abgeleitete infinite Form, einsetzbar als Adjektiv oder für die Anzeige einer zusammengesetzten Zeit, hat die Bedeutung Anteil habend oder nehmend. Dies ist auch die Bedeutung des Verbs partizipieren (Lateinisch: participare – teilnehmen, mitteilen).

 

greifen, heben, haben, halten, besitzen, geben


Englisch grab greifen
Dänisch grab greifen
Schwedisch gripa greifen
Niederländisch hebben haben
Polnisch grabić rauben
Tschechisch hrábnout Rechen
Russisch grabit rauben
Ukrainisch hrabuvati rauben
Serbisch grablje rechen
Latein habere halten, haben
Französisch prendre fassen
Spanisch agarrar fassen
Italienisch afferrare fassen
Griechisch pakéto packen
Litauisch grėblys rechen
Finnisch grėblys rechen

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