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06.09.2021 Elizaveta Nagolyuk

Hinz & Kunz - schön-hässlich

Viele der heutigen offensichtlichen Gegensatzpaare (gut-schlecht/böse, alt-jung, hell-dunkel, klein-groß...) standen in den Anfängen der (indoeuropäischen bzw. auch germanischen) Sprachentwicklung nicht in Opposition zueinander und hatten meist andere Bedeutungen als jene, die heute als Grundlage gelten.

Schön (Indoeuropäisches Wortnest: skeu) drückte ursprünglich nur aus, dass jemand auf etwa achtet, aufpasst, also etwas bemerkt. Wenn also etwas als schön empfunden wurde, wurde lediglich die Sichtbarkeit und Anschaulichkeit von etwas ausgedrückt. Wirklich ästhetisch musste das Geschaute allerdings nicht zwingend sein... Wer also auf eine langatmige Erklärung und wenig interessante Vorführung mit einem lapidaren und eher emotionslosen Schön! reagiert, kommt der ursprünglichen Bedeutung dieses Begriffs durchaus nahe.

Hässlich (Indoeuropäisches Wortnest: kad, ked) wiederum war nicht jemand, der jedem gängigen Schönheitsideal widersprach, sondern dessen Emotionen und Gedanken als feindlich oder zornig zu werten waren oder der zumindest an einer seelischen Verstimmung litt.

06.09.2021 Elizaveta Nagolyuk